VSJF-Preis 2017

Hiroki Kawamura

„Das Verhältnis von Recht und Technik in Japan aus Perspektive der Haftung von Unternehmen und Staat für technikbedingte Massenschäden am Beispiel von Minamata, Asbest und Fukushima“, Asien 140 (July 2016), S. 74-192,  –> Zum Beitrag in der Zeitschrift Asien

Laudatio

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

Es ist mir eine Freude und Ehre, Ihnen an diesem schönen Abend den Preisträger der Auszeichnung für den besten sozialwissenschaftlichen Aufsatz zu Japan in deutscher Sprache vorstellen zu können. Man hat mich gebeten, die Laudatio zu halten als Mitglied der Jury, die diesmal aus Karen Shire, Gabriele Vogt und meiner Wenigkeit (Volker Elis) bestanden hat. Der Preis kommt jeweils einem Nachwuchswissenschaftler (bisher waren es drei Nachwuchswissenschaftlerinnen) zugute, der durch eine herausragende Publikation auf sich aufmerksam gemacht hat.

Wir haben uns dafür entschieden, in diesem Jahr einen Beitrag aus der Rechtswissenschaft zu prämieren. Er ist 2016 in der Zeitschrift Asien erschienen unter dem Titel „Das Verhältnis von Recht und Technik in Japan aus Perspektive der Haftung von Unternehmen und Staat für technikbedingte Massenschäden am Beispiel von Minamata, Asbest und Fukushima“ und stammt aus der Feder von Kawamura Hiroki, einem wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Frankfurt, der auch an der Universität Trier lehrt.

Der Beitrag beschäftigt sich mit dem Thema des Verhältnisses von Recht und Technik, das in den letzten Jahren an Aktualität gewonnen hat, jedoch in der sozialwissenschaftlichen Japanforschung noch nicht so präsent ist, wie es wünschenswert wäre. Untersucht wird der rechtliche Umgang mit technikbedingten Massenschäden sowie die Frage nach der Verantwortung des Staates. Dabei schlägt der Beitrag einen Bogen von Minamata bis Fukushima, indem die Entwicklung des Haftungsrechts beschrieben wird. Die Studie nimmt dabei zweierlei in den Blick: Fragen der Rechtsphilosophie ebenso wie Fragen aus dem politikwissenschaftlichen Kontext, bei denen es um die Anwendung geltenden Rechts geht, was durch anschauliche Beispiele illustriert wird. Dabei gelingt es dem Autoren klarzustellen, dass im Zuge von Klagen, die oft von Bürgerbewegungen ausgingen, nicht nur privatwirtschaftliche Unternehmen für Schäden haftbar gemacht werden können, sondern eventuell auch der Staat, was nicht zuletzt auch für den bekannten Fall des Unternehmens TEPCO gilt. Als Kriterium für die Gewährung von Schadensersatz kann dabei die Störung des Rechts auf ein friedliches bzw. ruhiges Leben“ gelten, einem Maßstab, der auch bei der Schadensermittlung bei Verkehrsunfällen eine Rolle spielt.

Der prämierte Beitrag hat uns durch seine zahlreichen Stärken überzeugt, es handelt sich um eine sprachlich genaue Darstellung einer anspruchsvollen Thematik auf hohem Niveau. Viele der verwendeten japanischen Quellen werden hier wohl erstmals einem nicht-japanischen Publikum in diesem großen Umfang zugänglich gemacht. Die Argumentationslinie wird durchweg mit allergrößter Sorgfalt verfolgt – eine wahre Mammutleistung angesichts der Fülle des hier einfließenden Materials. Besonders hervorzuheben ist, dass komplizierte juristische Sachverhalte auf allgemein verständliche Art erklärt werden, so dass sie einem breiteren Publikum zugänglich werden.

November 2017

Jury: Dr. Volker Elis (Universität Leipzig), Prof. Dr. Karen Shire (Universität Duisburg-Essen), Prof. Dr. Gabriele Vogt (Universität Hamburg)