VSJF „Nachhaltigkeitscodex»

Der Klimawandel und seine Folgen gehören zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Die VSJF möchte sich als akademische Vereinigung ihrer Klimaverantwortung stellen und hat bei der Mitgliederversammlung am 19.11.2022 die folgenden Nachhaltigkeits-Richtlinien einstimmig verabschiedet. Durch diese Richtlinien hoffen wir, eine deutliche Verbesserung der Klimabilanz der Vereinigung erzielen zu können. Es ist höchste Zeit.

Die Reiseverantwortung der VSJF

Die VSJF weiß um die Bedeutung von Reisen für Datenerhebung, Spracherwerb, Networking und andere mit der Japanforschung in Zusammenhang stehende Aufgaben. Die Vereinigung sieht gleichzeitig die Klimaschäden, die diese Reisetätigkeiten verursachen. Das sich daraus ergebende Dilemma verlangt von allen Mitgliedern ein aufrichtiges Abwägen der Vor- und Nachteile von Reisetätigkeiten. Die VSJF schlägt deshalb vor, die folgenden Richtlinien zu berücksichtigen:

  • Bei Überlegungen zu Reisetätigkeiten soll die Vermeidung von Klimaschäden ein zentrales Element sein.
  • Klimaschaden sollte nur bei Unvermeidlichkeit einer Reise verursacht werden.
  • Wird Klimaschaden in Kauf genommen, sollte er (1) so stark wie möglich reduziert und (2) durch eine Off-Set-Zahlung kompensiert werden. Hier empfehlen wir den gemeinnützigen Anbieter (und vielfachen Testsieger) atmosfair. Allgemeine Informationen zu CO2-Kompensationen finden Sie in der Broschüre des Umweltbundesamtes.

Oft sind Argumente für eine Reisetätigkeit subjektiv. Wie sehr beispielsweise persönlicher Kontakt durch physische Nähe mehrere Tonnen Schadstoffausstoß rechtfertigt, bleibt im persönlichen Ermessen eines jeden Mitglieds. So muss selbstständig individuell beurteilt werden, inwiefern bspw. die geselligen Runden nach Konferenzen und die spontanen, nicht planbaren Kontakte zu anderen Wissenschaftler:innen, die sich vor Ort ergeben können, Klimaschäden rechtfertigen. Das Ausmaß der verursachten Klimaschäden sollte immer im Verhältnis zu den konkreten Zielen und den erwartbaren Ergebnissen der Reise stehen.

Die VSJF weiß um die Bedürfnisse, die sich aus unterschiedlichen Karrierestufen und Tätigkeitsorten ergeben. Wissenschaftler:innen, die ihre Karriere weiter aufbauen müssen, stehen beispielweise eher unter Druck, sich auf Konferenzen zu präsentieren als entfristete Lehrstuhlinhabende. Umgekehrt ergibt sich daraus aber auch eine größere Verantwortung für fest etablierte Professor:innen, auf Reisen beispielsweise zugunsten von Online-Teilnahme zu verzichten.

Nachhaltigkeit bei VSJF-Jahrestagungen und Konferenzen

Wissenschaftliche Treffen in Präsenz sind für die wissenschaftliche und soziale Interaktion sowie die Bindung und Weiterentwicklung des Nachwuchses der VSJF förderlich. Dies gilt insbesondere für die Fachgruppentreffen.

Dennoch sollte bei der Planung von Veranstaltungen in Präsenz immer der ökologische Fußabdruck bedacht werden. Konkret wird den Veranstalter:innen deshalb nahegelegt:

  • japanische oder andere Teilnehmer:innen mit langen Anreisewegen über die eigentliche Veranstaltung hinaus zeitnah an andere Organisationen zu vermitteln, um deren Aufenthalt in Europa möglichst produktiv zu gestalten.
  • zu überlegen, ob japanische oder andere Teilnehmer:innen mit langen Anreisewegen gegebenenfalls online hinzugeschaltet werden können. Bei dieser Abwägung muss der wichtigen Bedeutung interkultureller Kommunikation und Diversität bei den Veranstaltungen jedoch Rechnung getragen werden.
  • zu überdenken, ob es im Konferenzbudget Spielraum für Kompensationsmöglichkeiten für stark umweltbelastende Formen des Reisens, wie zum Beispiel Flüge, gibt.
  • aktiv um die Müllvermeidung bei Veranstaltungen bemüht zu sein und die Nichtbereitstellung von Ressourcen wie Notizblöcken, gedruckten Programmen etc. dem Publikum aktiv zu vermitteln.
  • auf ökologisch und lokal produzierte Waren zurückzugreifen.
  • Klimaschutz und Nachhaltigkeit auf Veranstaltungen zu thematisieren.c

Für die VSJF stehen Prof. Dr. Axel Klein (Nachhaltigkeitsbeauftragter) und Prof. Dr. Tobias Weiss (im Vorstand) insbesondere bei der Durchführung der Jahrestagungen dafür bereit, die Organisator:innen bei Fragen der klimafreundlichen Tagungsgestaltung zu unterstützen.

Nachhaltigkeit in Lehre und Forschung

Als sozialwissenschaftlich orientierter japanologischer Fachverband möchten wir dazu anregen, den Themenbereich Nachhaltigkeit auch in Forschung und Lehre zu etablieren.

In der Forschung möchten wir uns dafür stark machen, Nachhaltigkeit als Querschnittsthema bei Forschungsanträgen zu etablieren, Forschungsprojekte mit Nachhaltigkeitsfokus zu fördern und Nachhaltigkeit als Kriterium bei Evaluationen zu berücksichtigen.

Da die globalen Herausforderungen des Klimawandels nicht allein auf nationaler Ebene, ohne die Mitwirkung auch ressourcenärmerer Forschender oder innerhalb einer einzigen Disziplin wirkungsvoll bearbeitet werden können, möchten wir außerdem die Wichtigkeit von Interdisziplinarität, globalem Datenaustausch (Stichwort: Open Science) sowie Open Access-Publikationen betonen.

Außerdem möchten wir dazu anstoßen, Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der Lehre als Querschnittsthemen zu betrachten und als solche zu integrieren. Folgende Anregungen dienen zur konkreten Umsetzung dieser Ziele:

  • Kurspläne (Syllabi) mit Bezug zu Nachhaltigkeitsthemen im Kolleg:innenkreis teilen,
  • in Fachkursen Bezüge zu den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen herstellen,
  • Studierendenprojekte mit Nachhaltigkeitsbezug fördern,
  • „Nachhaltigkeit“ als analytische Kategorie und als Konzept bei Evaluierungen etablieren,

Diskussion zu Nachhaltigkeitsthemen innerhalb des Kollegiums/der Universität in der Lehre, beim Management der Institute, u.a. anregen.

Linksammlung mit Anregungen zur Integration von Nachhaltigkeit in der Lehre

  • Video des Deutschen Museums zu den Herausforderungen des Anthropozäns, des Zeitalters des Menschen, und zur Geschichte des Anthropozän-Konzeptes.
  • Angetrieben von der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (2015) mit ihren 17 „Sustainable Development Goals» (SDGs), verabschiedete die Hochschulrektorenkonferenz 2018 ein Papier „Für eine Kultur der Nachhaltigkeit“.
  • Talk von Michael Green auf TED darüber, wie der Stand der SDGs im Jahr 2018 war.
  • Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex weist darauf hin, dass den Hochschulen eine besondere Rolle beim Erreichen der 17 Nachhaltigkeitsziele zukommt und soll durch Nachhaltigkeitsberichterstattung den Wandel an den Hochschulen unterstützen.
  • Zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele in der Lehre gibt es das Konzept der „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (BNE) (engl. Education for Sustainable Development, ESD). Hier ein Überblicksvideo der Deutschen UNSECO-Kommission zu BNE.
  • Weitere Anregungen bietet die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltigkeit an Hochschulen e.V. (DG HochN), welche aus einem BMBF-Projekt hervorging. Hier finden sich Leitfäden zu Nachhaltigkeit in Lehre, Forschung, Betrieb und Transfer.
  • Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen (WBGU) stellt seine Publikationen zu Energiewende, Teilhabe, Digitalität, globale Gesundheit (Factsheets, Stellungnahmen, Gutachten, Politikpapiere, Poster, Comics) hier zur Verfügung.
  • Zur Integration der BNE in die Hochschullehre gibt es eine Reihe von Kompetenzrahmen. Im Jahr 2018 beschäftigte sich die FH St. Pölten mit dem Thema und stellte eine Linksammlung zu „Lehre und Nachhaltigkeit“ zusammen.
  • Auf der Ebene der EU gibt es ein „European sustainability competence framework“ (GreenComp) mit Ideen zur Integration von Nachhaltigkeit in Bildungsprogramme.

 

Außerdem gibt es eine Reihe von Publikationen zu dem Thema. Hier einige Empfehlungen