Fachgruppensitzung Bildung und Erziehung 2010
Die Fachgruppe „Bildung und Erziehung“ tagte im Rahmen der 23. VSJF Jahrestagung in Frankfurt am Main am 27.11.2010 von 14:00-17:30 Uhr unter der Leitung von Stephanie Osawa. Geplant waren insgesamt drei Vorträge, die von Steve Orlamünder, Stephanie Osawa und Tsutomu Osawa gehalten werden sollten. Nach einem kurzen Grußwort der Fachgruppenleiterin Stephanie Osawa stellten sich die Teilnehmer der insgesamt sehr kleinen und privaten Runde vor. Anschließend leitete Steve Orlamünder das Programm ein.
Steve Orlamünder (Universität Düsseldorf) stellte in seinem Vortrag die Ergebnisse seiner BA-Arbeit vor, in der er sich mit Drogenprävention in Japan am Beispiel der nichtstaatlichen Organisation „Dame. Zettai“ (auch „Drug Abuse Prevention Center“ genannt) beschäftigte. Anhand der Analyse verschiedener Broschüren und Aufklärungsmaterialien, die in der Organisation zum Einsatz kommen, konnte er einerseits aufzeigen, wie und mit welchen Mitteln die Organisation ihre Vision von einer „drogenfreien Welt“ darzustellen und umzusetzen versucht. Andererseits gelang es ihm, über eine dichte Beschreibung und Interpretation vor allem der bildlichen Materialien, die dahinter stehenden Stereotypen und Ideologien nachzuvollziehen und zu entlarven. Er kam zu dem Ergebnis, dass die von der Organisation aufgegriffenen Strategien der primären Drogenprävention als konservativ und realitätsfern einzustufen sind.
Anschließend hielt Stephanie Osawa (Universität Düsseldorf) einen Vortrag zum subjektiven Devianzverständnis devianter Jugendlicher. Darin stellte sie erste Ergebnisse aus ihrer Feldstudie vor, die sie im September 2010 an einer Mittelschule in Saitama im Rahmen ihrer Dissertation durchgeführt hat. Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich damit, wie deviante Jugendliche abweichendes Verhalten wahrnehmen und untersucht unter anderem, was deviante Jugendliche unter Devianz verstehen, auf welcher Grundlage sie Verhaltensweisen beurteilen und was sie mit Devianz assoziieren. Erste Interviews und teilnehmende Beobachtungen ergaben, dass Jugendliche sehr differenziert über Devianz nachdenken und verschiedene Ebenen abweichenden Verhaltens unterscheiden. Osawa argumentierte in ihrem Vortrag, dass sich in der Beschreibung und Wahrnehmung abweichenden Verhaltens vor allem im „weichen“ Bereich durchaus Spuren individualistisch geprägter Denk- und Handlungsweisen erkennen lassen.
Nach der Kaffeepause referierte Tsutomu Osawa (Tokyo Kasei University) über die Nutzung kleiner Grünbiotope in der Kindergartenerziehung. Er präsentierte damit die Ergebnisse zweier etwa einjähriger Feldstudien, die er mit seinen Mitarbeitern in den Jahren 2003 und 2004 durchgeführt hat. Darin untersuchte er den Einfluss, den kleinere Grünbiotope und deren Pflege auf die Entwicklung und das Wohlbefinden von Kindern im Alter von 3-5 Jahren haben, was besonders vor dem Hintergrund des zunehmend naturfernen Aufwachsens in Großstädten relevant ist. Anhand kleinerer Felder und Beete, die im Gelände der Kindergärten untergebracht und bspw. in alten Eimern, Kästen oder Wannen angelegt waren, pflanzten, pflegten und ernteten Osawa und sein Team gemeinsam mit den Kindern verschiedenes Gemüse und Blumen. Die Ernteerträge wurden dann unter den Kindern verteilt und weiterverarbeitet. Dieser Umgang mit der Natur, das Kennenlernen des Erntekreislaufs und die Erfahrung, lebendige Dinge selbstständig zu pflegen haben laut Osawa nicht nur dazu beigetragen, dass die an dem Projekt beteiligten Kinder einen sensiblen und feinfühligen Umgang mit der Natur entwickelten. Vielmehr hatten die Erfahrungen einen weit reichenden Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung insgesamt sowie auf die Ausbildung und Verschärfung menschlicher Sinne wie z.B. Geschmacks-, Seh- oder Riechsinn. Osawa betonte daher wie wichtig es sei, Grünflächen in Kindergärten anzulegen und mit Kindern zu pflegen.
Eine kurze Abschlussdiskussion am Ende der Fachgruppensitzung rundete das Programm ab.
Stephanie Osawa (Universität Düsseldorf)