Fachgruppensitzung Bildung und Erziehung 2013
Die Fachgruppe Bildung und Erziehung tagte im Rahmen der VSJF Jahrestagung im Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin am 23.11.2013 von 16:00-19:00 Uhr unter der Leitung von Stephanie Osawa und Karsten Helmholz. Geplant war ein erziehungswissenschaftlicher Beitrag von Susanne Kreitz-Sandberg sowie zwei Beiträge, die aus der Fachgruppe Kultur und Medien aufgenommen wurden, gehalten von Bastian Nonnenberg und Hannah Janz. Außerdem war der gemeinsame Besuch des Vortrages von Steve Entrich in der Fachgruppe Soziologie und Sozialanthropologie geplant (siehe dazu den Bericht der Fachgruppe Soziologie). Nach einem kurzen Grußwort der Fachgruppenleiter/-innen stellten sich die Teilnehmer der insgesamt sehr kleinen Runde vor. Anschließend leitete Susanne Kreitz-Sandberg das Programm ein.
Susanne KREITZ-SANDBERG (Universität Linköping) präsentiert in ihrem Beitrag die Ergebnisse einer vergleichenden Studie zu multiprofessioneller Zusammenarbeit an Schulen in Japan, Deutschland und Schweden. Hier wird unter anderem der Frage nachgegangen, wie Lehrer/-innen bei der Umsetzung der Inklusion von Schülern mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen durch die Kooperation mit anderen Berufsgruppen unterstützt werden können. Der Vortrag „School and welfare systems in a teacher’s perspectives. Findings from focus group interviews in Japan, Germany and Sweden“ fokussiert die Erfahrungen, die Lehrer/-innen der Vergleichsländer in Interviews schildern, wenn sie über die Zusammenarbeit mit anderen Professionen berichten. Kreitz-Sandberg zeigt auf, dass, obwohl das Schulsystem und Wohlfahrtssystem in den drei Ländern durchaus unterschiedlich organisiert und strukturiert sind, die Lehrer/-innen über ähnliche Anforderungen in Bezug auf Möglichkeiten, Herausforderungen und Probleme in der Organisation der Inklusion verhaltensauffälliger Schüler/-innen im schulischen Kontext berichten. Die anschließende Diskussion konzentrierte sich auf Perspektiven und Grenzen der Umsetzung von Inklusion in bestehende schulische Strukturen.
Bastian NONNENBERG (Universität Kanazawa) beschäftigte sich in seinem Beitrag mit „Familie in Satoshi Mikis Film ‚Ten ten’“. Nonnenberg ging darin der Frage nach, wie im Film Familie verhandelt wird, welche Familienbilder aufgegriffen und welche (ggf. neu) geschaffen werden. Er ging dabei von der These aus, dass Satoshi Mikis Film nicht nur visuell eine Definition von Familie liefert, sondern vielmehr verschiedene Familienformen diskutiert. Er kommt zu dem Schluss, dass im Film mit der Idee der freiwillig gewählten, temporalen ‚Patchworkfamilie‘ ein neuer Beitrag zum Diskurs um Familie geleistet wird. Denn während der Film die soziale Instanz der (herkömmlichen ‚Normal‘)Familie in Frage stellt und alle dargebotenen herkömmlichen Familienformen zum Scheitern verurteilt, bietet er einen Alternativvorschlag von Familie auf Grundlage freiwilliger und selbstgewählter Beziehungen.
Hannah JANZ (Freie Universität Berlin und Goethe Universität Frankfurt) präsentierte einen Beitrag zum Thema „Selbstdarstellungen im Mangapamphlet ‚Prinz Pickles – Reise zum Frieden‘ – Eine Beispielanalyse der Öffentlichkeitsarbeit der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte“. Sie beschäftigte sich mit der medialen Selbstdarstellung der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte vor dem Hintergrund, dass ihre militärische Funktion durch die Verfassung eingeschränkt ist und ein Großteil der Gesellschaft, der sie dienen sollen, antimilitaristisch denkt. Dabei geht es ihr vor allem um die Repräsentation von Demokratie und ziviler Kontrolle. Janz untersucht das an Kinder gerichtete Mangapamphlet „Pikurusu Ōji – Heiwa he no tabi“ (Prinz Pickles – Reise zum Frieden), das seit 1990 fest zum Portfolio der Öffentlichkeitsarbeit des Verteidigungsministeriums gehört und kommt auf Grundlage ihrer Analyse zu der Einschätzung, dass Demokratie und zivile Kontrolle im Selbstverständnis der Jieitai nicht verankert sind.
Im Anschluss an die einzelnen Beiträge entstanden spannende Diskussionen, die zusammen mit einer kurzen Abschlussdiskussion am Ende der Fachgruppensitzung das Programm abrundeten.
Stephanie Osawa & Karsten Helmholz