Fachgruppensitzung Soziologie und Sozialanthropologie 2014
Die Fachgruppe „Soziologie und Sozialanthropologie“ tagte im Rahmen der VSJF-Jahrestagung im Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin am 22. November 2014 von 14.30-17.30 Uhr unter der Leitung von Carola Hommerich und Susanne Klien. Nach einer kurzen Begrüßung durch die Fachgruppenleiter wurden in diesem Jahr vier Projekte vorgestellt. Da die Fachgruppensitzung mit etwa 20 Teilnehmern gut besucht war, wurde auf die sonst übliche Selbstvorstellungsrunde verzichtet.
Den Auftakt machte Ruth Achenbach von der Hamburger Japanologie. In ihrem Vortrag mit dem Titel „Ein präzisiertes Migrationsentscheidungsmodell: Das Fallbeispiel hochqualifizierter Chinesen in Japan“ diskutierte sie ihre qualitative Untersuchung des Migrationsverhaltens ausgewählter Individuen und thematisierte ausschlaggebende Faktoren für Mobilität. Mithilfe eines prozessualen Remigrationsentscheidungsmodells analysierte Achenbach die Prioritäten und Einflussfaktoren für Migrationsentscheidungen ausgewählter Individuen, wobei die Einbettung dieser Entscheidungen in die sozialen Kontexte evident wurde.
Als zweiter Vortragender berichtete Martin Lieser von der Universität Wien unter dem Titel „Organisierte Fußballfankultur als Form der post-traditionalen Vergemeinschaftung im gegenwärtigen Japan“ von ersten Ergebnissen seiner Feldforschung in japanischen Fußballfanklubs. Lieser schilderte detailliert den Alltag der organisierten Fangruppen und zeigte anhand zahlreicher Fotos die vielfältigen Funktionen dieser Gruppen aus der Perspektive ihrer Mitglieder.
Akemi Kaneshiro-Hauptmann (freischaffende Übersetzerin) stellte in ihrem „Erzählungen über Erdbebenkatastrophen“ überschriebenen Vortrag ausgewählte Narrative von Erdbebenopfern des Großen Ostjapanischen Erdbebens im März 2011 zur Diskussion. Oral history aus kulturwissenschaftlicher und ethnopsychologischer Perspektive stand im Zentrum dieses Projekts.
Nicole Terne von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg beschäftigte sich in ihrem Vortrag „Von Hiroshima bis Fukushima – japanische Nuklearkatastrophen, ihre Opfer und Folgen“ mit Formen von Diskriminierung im beruflichen wie privaten Bereich, denen Opfer im Japan der Gegenwart ausgesetzt sind. Die individuellen Narrative, die Terne präsentierte, machten Parallelen von Diskriminierungserfahrungen in unterschiedlichen historischen und geografischen Kontexten deutlich.
Im Anschluss an die einzelnen Vorträge gab es Diskussionen zu inhaltlichen Details sowie methodischen Aspekten, die das Programm abrundeten. Alle vier Vortragenden präsentierten Daten aus eigener empirischer Forschung zu aktuellen Aspekten der japanischen Gesellschaft und zeigten interessante Ergebnisse auf.
Carola Hommerich
Susanne Klien