Jahrestagung 2004
Gender Dynamics and Globalization: Comparative Perspectives on Japan and Asia
Jahrestagung der Vereinigung für sozialwissenschaftliche Japanforschung (VSJF) 19. – 21. November 2004 im Japanisch Deutschen Zentrum Berlin (JDZB)
Der folgende Tagungsbericht wurde von Karin Klose (FU Berlin) verfasst.
Den dynamischen Wandel der Geschlechterordnung in Japan unter Einfluss der Globalisierung von verschiedenen sozialwissenschaftlichen Disziplinen her zu untersuchen und gleichzeitig den Fokus über Japan hinaus auf andere asiatische Staaten in vergleichender Perspektive zu erweitern – mit diesem ambitionierten Ziel waren die Organisatorinnen der diesjährigen Jahrestagung der VSJF, Dr. Susanne Kreitz-Sandberg (Universität Düsseldorf) und Dr. Claudia Derichs (Universität Duisburg-Essen) angetreten. Durch die finanzielle Unterstützung der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Heinrich-Böll-Stiftung und des Fördervereins Japanisch-Deutscher Kulturbeziehungen e.V. Köln (JaDe) war es ihnen möglich, ein interdisziplinäres Programm mit hochkarätigen internationalen WissenschaftlerInnen aufzustellen. Ihr Dank ging auch an das JDZB für seine professionelle und engagierte Tagungsorganisation. Ein besonderer Service wurde den TeilnehmerInnen der Tagung darüber hinaus von Frau Uta Hoffmann angeboten, die in den Pausen kostenlose Do-In-Ki Übungen und Shiatsu-Massagen durchführte.
Mit der thematischen Einbeziehung Asiens in die Tagung betraten sie damit für die VSJF Neuland. Die Beschäftigung mit dem Thema Gender hat dagegen eine lange Tradition in der VSJF. Von 1992 – 2002 fand jährlich ein Workshop „Geschlechterforschung zu Japan“ im Rahmen der Jahrestagungen statt, der sich als Forum für den interdisziplinären Austausch zu diesem Themenbereich etabliert hat. Zahlreiche WissenschaftlerInnen aus dem Umfeld dieses Workshops waren an der Vorbereitung und Unterstützung dieser Tagung mit beteiligt.
In der ersten Session umrissen die Veranstalterinnen des Geschlechterworkshops, Prof. Dr. Michiko Mae (Universität Düsseldorf) und Prof. Dr. Ilse Lenz (Universität Bochum), zusammen mit Dr. Annette Schad-Seifert (Universität Leipzig) die theoretischen und empirischen Herausforderungen, die das Thema Gender an die Sozial- und Kulturwissenschaften stellt. Mae verwies darauf, wie eng in Japan im Modernisierungsprozess die Geschlechterordnung mit der nationalen Identität verknüpft wurde. Eine Veränderung der bestehenden Geschlechterordnung, wie sie zurzeit unter dem Kunstwort „gender free“ diskutiert wird, bedeutet damit für konservative Kräfte gleichzeitig ein Angriff auf die nationale Identität und auf die japanische Familie als wichtiges Fundament der japanischen Gesellschaftsordnung. Demgegenüber wurde von den Frauen schon seit den 1970er Jahren die nationale Rollenbegrenzung kritisch diskutiert und ein transnationales Bewusstsein entwickelt. Mae sieht die Frauenbewegung zusammen mit anderen Bürgerbewegungen als Trägerinnen einer weltweiten transkulturellen Zivilgesellschaft.
Auch Lenz sieht die japanische Gesellschaft in einem Umbruch, in dem Geschlecht zunehmend als relationale Kategorie gesehen wird. Die Grenzziehung zwischen den Geschlechtern ist nicht mehr absolut. In der reflexiven Modernisierung werden Nation, Familie und die nationale hegemoniale Geschlechterordnung zunehmend hinterfragt. Empirische Untersuchungen zur Symmetrie der Geschlechterverhältnisse zeigen eine Asymmetrie von Machtverhältnissen, die jedoch durch gesellschaftliche Veränderungen und Diskurse verschoben werden.
Schad-Seifert stellte in ihrem Vortrag die japanischen Men’s Studies vor. Unter diesem Oberbegriff werden Forschungen zu Männlichkeit und männlichen Rollenmodellen verschiedener Disziplinen zusammengefasst. Dabei wird die Notwendigkeit stark betont, dass Männer im Zuge gesellschaftlicher Veränderungen (Globalisierung, Erodierung der Betriebsgesellschaft, Forderung nach gleicher Partizipation von Frauen usw.) neue Rollenmodelle entwickeln müssten. Zuwenig Beachtung wird nach Schad-Seiferts Meinung dagegen der Tatsache geschenkt, dass die Strukturen von Sozialpolitik und Institutionen eine wirkliche Veränderung in den Geschlechterverhältnissen behindern. So sehen sich heute viele Männer damit konfrontiert, dass das bisherige Ideal des lebenslang beschäftigten Alleinverdieners und Familienvorstandes für sie aufgrund der Veränderungen in der Wirtschaft unerreichbar geworden ist, neue Rollenmodelle aber noch nicht zur Verfügung stehen.
In seinem Kommentar stellte der Männerforscher Dr. Michael Meuser (Universität Duisburg-Essen) fest, dass auch in Deutschland die Rollen- und Beschäftigungsmuster erodieren und Männer zunehmend auf individuelle Lösungen angewiesen sind, da überzeugende Modelle für die Neugestaltung der Geschlechterordnung bisher fehlen. Ein Indiz für die zunehmende Verunsicherung der Männer sieht Meuser in der Zunahme von Lifestyle-Magazinen für Männer, von denen sie sich Lebenshilfe und Beratung versprechen.
In dem abendlichen Festvortrag ging die Ökonomin Prof. Mari Osawa (University of Tokyo) auf sozioökonomische Ursachen für die Veränderungsresistenz in den Geschlechterverhältnissen in Japan ein, die sich trotz einer breiten gesellschaftlichen Debatte zur gleichen Partizipation von Frauen und Männer in der japanischen Gesellschaft und entsprechenden politischen Programmen und Gesetzen (an denen sie als Beraterin mitgearbeitet hat) beobachten lässt. Sie wies detailliert nach, dass das bestehende Sozialsystem weiterhin eindeutig die Familie mit einem männlichen Alleinverdiener bevorzugt, während andere Familienformen im Sozial- und Rentenrecht klar benachteiligt sind, was sich besonders für Frauen nachteilig auswirkt. Zudem gibt es im Beschäftigungssystem weiterhin große Unterschiede zwischen Männer und Frauen bei den Einkommen und der Teilzeitrate. Auch für Osawa besteht eine starke Diskrepanz zwischen den alten, vom Sozialsystem gestützten, Rollenmodellen und der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung, die jüngeren Arbeitnehmern die Erfüllung dieser Rollen nicht mehr ermöglicht, ohne sie bei der Suche nach neuen Modellen zu unterstützen.
In der zweiten Session zu Gender in Japan und (Süd-)Ostasien stellte Prof. Dr. Mark Thompson (Universität Erlangen-Nürnberg) im ersten Panel „Breaking through the Glass Ceiling“ seine Forschungen zu politischen Führerinnen in Asien vor, die er im Rahmen eines DFG-Projektes zusammen mit Dr. Claudia Derichs durchführt. Ausgehend von der Beobachtung, dass eine bemerkenswert große Anzahl politischer Führer in Asien weiblich ist, obwohl die Gesellschaften dieser Länder als traditionalistisch und patriarchalisch bewertet werden, wurden für das Projekt 14 Politikerinnen ausgewählt, die alle politischen Dynastien entstammen und oft als Witwen von Märtyrern oder Töchter einflussreicher Politiker in hohe Ämter kamen. Die Entscheidung für weibliche Führer wurde dabei oft innerhalb der Dynastien anhand von Geschlechter-Stereotypen und entlang von traditionellen weiblichen Rollenmodellen getroffen. Die Aufgabe der Frauen wird darin gesehen, als Symbol zu fungieren und zu repräsentieren und nicht zu regieren. Ein wirkliches Empowerment von Frauen ist damit nicht verbunden, wenn man die geringe Partizipation von Frauen in den politischen Gremien der betroffenen Länder betrachtet.
Prof. Lorna Israel (Miriam College, Philippinen) zeichnete in ihrem Vortrag den politischen Werdegang der beiden philippinischen Präsidentinnen Corazon Aquino und Gloria Macapagal-Arroyo nach. Auch sie konstatierte, dass sich beide Präsidentinnen vor allem als symbolische Führerinnen entlang weiblicher Stereotype und als Symbole der nationalen Einheit präsentieren.
In ihrem Kommentar wandte sich Saumura Tioulong (SRP Women’s League Kambodscha) gegen eine zu einseitige Sicht, die Frauen in politischen Organisationen nur in Abhängigkeit von ihren Vätern oder Männern sieht. Sie stellte sich selbst überzeugend als eine politische Aktivistin vor, die, obwohl mit einem Oppositionsführer verheiratet, ihre eigenen politischen Ziele verfolgt. Als Frau bringe sie eigene Sichtweisen und Handlungsstrategien in die politische Agenda und beeinflusse damit ihr politisches Umfeld.
Im zweiten Panel dieser Session „Japan Within Asia – Asia Within Japan: Women’s Strategies and Discourses“ beschäftigten sich zunächst die beiden Historikerinnen Dr. Andrea Germer (Deutsches Institut für Japanstudien, Tokyo) und Prof. Dr. Ulrike Wöhr (Hiroshima City University) mit der schwierigen Auseinandersetzung japanischer Feministinnen mit der Rolle der japanischen Frauen im Pazifischen Krieg, in dem Japan als Aggressor gegenüber seinen asiatischen Nachbarn auftrat. Hierbei spielt die Thematik der vom japanischen Militär zu sexuellen Dienstleistungen gezwungenen Zwangsprostituierten eine zentrale Rolle. Germer untersuchte in ihrem Beitrag die Behandlung des Themenkomplexes „Sexualität und Nation“ bei den beiden feministischen Historikerinnen Takamure Itsue und Yamazaki Tomoko. Takamure betrachtete in den 1950er Jahren Japan vor allem als eine von den westlichen Mächten vergewaltigte Nation und sah dabei die japanischen Frauen als sexuell ausgebeutete Opfer, während sie die Existenz der Zwangsprostitution von asiatischen Frauen durch das japanische Militär ausblendete. Yamazaki beschäftigt sich in ihren Forschungen ebenfalls schwerpunktmäßig mit der Rolle von Japanerinnen, berücksichtigt aber auch die Rolle Japans als Aggressions- und Besatzungsmacht und erwähnt bereits in den 1970er Jahren das Problem der Zwangsprostitution.
Wöhr ging in ihrem Beitrag auf die Entwicklung in den 1990er Jahren ein, in denen ein wichtiger Paradigmenwechsel stattfand: die Thematik der „Trostfrauen“ (ianfu, euphemistische Bezeichnung des japanischen Militärs für die Zwangsprostituierten) wurde nicht mehr unter dem Aspekt der Prostitution behandelt, sondern als Vergewaltigung. Die Diskussion wurde von japanischen Feministinnen über den innerjapanischen Raum hinaus jetzt direkt mit den betroffenen Frauen in Korea und Asien geführt. Es kam zur Zusammenarbeit, zunächst 1995 in einer Arbeitsgruppe auf der Internationalen Frauenkonferenz in Peking und schließlich im Dezember 2000 anlässlich des Kriegsverbrecher-Tribunals in Tokyo.
Im letzten Beitrag dieses Panels ging Prof. Yeong-hae Jung (Otsuma Women’s University, Tokyo) auf die Überlebensstrategien von Immigrantinnen aus Ostasien in Japan ein. Sie kritisierte die mangelnden Integrationsbemühungen des japanischen Staates und die schwierige Situation, vor der sich vor allem ausländische Frauen sehen, deren Ehen mit japanischen Männern scheitern, zumal wenn aus diesen Ehen Kinder hervorgegangen sind.
Am Nachmittag des zweiten Tages zollten die Organisatorinnen den vielfältigen disziplinären Zugängen zu dem Querschnittsthema „Gender“ Tribut, indem sie die Teilnehmenden vor die Qual der Wahl für eine von vier Arbeitsgruppen stellten.
In der Arbeitsgruppe 1 „Gender und Medien, Repräsentation Koreas in Japan“ stellten Daniela Rechenberger und Prof. Dr. Hilaria Gössmann (beide Universität Trier) ihre Forschungen zu Koreanerinnen und ihre Präsentation in japanischen Medien vor. Rechenberger untersucht, wie in der japanischen Medienberichterstattung zu den koreanischen Zwangsprostituierten Gender konstruiert wird. Gössmann analysiert japanische Fernsehdramen, die ganz bewusst Gender und Ethnizität thematisieren und in denen koreanische Frauen (und inzwischen auch Männer) als Vorbilder für die junge japanische Generation konstruiert werden.
In der Arbeitsgruppe 2 „Globalization of Gender Politics in East Asia“ stellten Mihee Hong und Hiromi Tanaka (beide Universität Bochum) ihre Forschungen zur Implementierung der UN Konvention zur Beseitigung aller Formen von Diskriminierungen gegen Frauen (CEDAW) in Japan und Korea vor, in denen sie untersuchen, wie Frauen in beiden Ländern aktiv die Umsetzung der Bestimmungen vorantreiben und dabei bewusst globale Netzwerke einsetzen.
In der Arbeitsgruppe 3 „Die Konstruktion von ‚Männlichkeit’ und ‚Weiblichkeit’ in Bildung und Sport in Ostasien“ erläuterte Dr. Susanne Kreitz-Sandberg zunächst, wie in Japan gezielt versucht wird, neue Konzepte einer „gender free“-Erziehung in das Bildungssystem zu intergrieren. Sie stellte dazu eine Studie vor, in der anhand von teilnehmender Beobachtung und Einstellungsbefragungen der SchülerInnen neue Erziehungskonzepte erprobt werden sollten. In zwei weiteren Vorträgen behandelten Dr. Wolfram Manzenreiter (Universität Wien) und Prof. Dr. Denise Gimpel (Universität Kopenhagen) die Rolle des Sports bei der Vermittlung von Geschlechterrollen durch genderspezifische Einschreibungsprozesse in den (Geschlechts-)Körper. Gimpel zeigte dabei in ihrem Vortrag wiederum die enge Verknüpfung von Weiblichkeit und nationaler Identität in einer Phase der Modernisierung der chinesischen Gesellschaft auf. Äußere Kritik und intellektuelle Einflüsse aus dem Westen führten u.a. zur Umbewertung der Praxis der gebundenen Füße; die „Moderne Frau“ sollte sich sportlich betätigen und körperlich fit sein.
In der Arbeitsgruppe 4 „Working Women’s Networks in Times of Globalization“ führten Marie Sachiko Baier (Universität Wien) und Prof. Rosalinda Pineda Ofreneo (University of the Philippines, Diliman) in die Strategien ein, die Frauen in internationalen Netzwerken entwickelt haben, um den äußeren Druck auf ihre Gesellschaften zu verstärken, um sie zur Abschaffung geschlechtsdiskriminierender Sturkuren zu zwingen. Während Ofreno einen Überblick über Netzwerke in den Philippinen, Thailand, Indonesien und Japan gab, die die Arbeitssituation von Hausangestellten verbessern wollen, stellte Baier das Working Women’s (International) Network vor, das bewusst auf die Strategie der internationalen Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit setzt, um in Japan Veränderungen durch äußeren Druck zu forcieren.
Am letzten Tag startete die dritte Session (Gender and Organization in Transition) mit einem Panel zu Militär und Gender. Prof. Dr. Sabine Frühstück (University of California, Santa Barbara) stellte zu Beginn ihres Vortrages fest, dass sich die Studien zu Gender und Männlichkeit auf den zivilen Bereich konzentrieren, während es kaum Forschung zu Männlichkeit in männerdominierten Bereichen wie z.B. dem Militär gibt. Dabei ist gerade in diesem Bereich die Notwendigkeit, aufgrund national und international veränderter Anforderungsprofile an das Militär bestehende Rollenmodelle zu hinterfragen und zu verändern, enorm gestiegen. Nach Frühstücks Untersuchungen befinden sich die Soldaten der japanischen Selbstverteidigungskräfte (jieitai, eine strategische Umschreibung für die japanische Armee, die Japan nach Art. 9 seiner Verfassung nicht unterhalten darf) in einem Konflikt zwischen ihrem Selbstverständnis als Kämpfer und den veränderten Anforderungen an die Soldaten als Helfer und Beschützer im Landesinneren und in internationalen Einsätzen. Auch Prof. Eyal Ben-Ari (Hebrew Univerity, Jerusalem) sieht die von ihm untersuchten Soldaten, die in UN-Friedenseinsätzen Dienst tun, in einem ähnlichen Dilemma: sie befinden sich nicht in Kampfeinsätzen, obwohl der Kampf ein zentrales Element ihrer Identität und auch ihrer Ausbildung ist. Spezielle Trainingseinheiten für die Friedenssicherung werden bisher erst von einzelnen Ländern angeboten. Auch eine stärkere Integration von Frauen in die Armeen bewirkt kaum Veränderungen: sie sind selbst in Armeen mit hohem Frauenanteil weiterhin in der Minderheit und tendieren dazu, sich anzupassen und den männlichen Habitus zu übernehmen.
In der abschließenden Paneldiskussion zum Thema „Gender Perspectives on the Welfare State and Employment in Change“ unter der Leitung von Prof. Dr. Karen Shire (Universität Duisburg-Essen) wurde noch einmal deutlich, dass die bestehenden Sozialsysteme in Deutschland und Japan weiterhin das traditionelle Familienmodell des männlichen Alleinverdieners mit abhängigen Familienmitgliedern fördert. Für Deutschland sieht Prof. Dr. Karin Gottschall (Universität Bremen) eine verbesserte Zugangsmöglichkeit zu Bildung und Arbeit für Frauen. Sie verweist aber darauf, dass die durchgeführten Reformen zumeist Wohlhabenden zugute kommen. Gesellschaftliche Ungleichheit verläuft nicht mehr zwischen den Geschlechtern, sondern zunehmend zwischen Frauen verschiedener Gesellschaftsschichten. Mari Osawa betonte für Japan noch einmal, dass die Beschäftigungs- und Sozialsysteme Frauen vor allem als Hausfrauen fördern. Rosalinda Pineda Ofreneo führte aus, dass das Sozialsystem in den Philippinen aufgrund der katastrophalen Finanzlage des Landes unzureichend ist, aber allen unabhängig von Geschlecht und Familienstand gleiche Leistungen bietet. Frauen sind trotzdem stärker von Armut betroffen, da von ihnen erwartet wird, dass sie finanzielle Engpässe auffangen und für die Kinderbetreuung zuständig sind, für die es kaum öffentliche Angebote gibt. Globalisierung birgt gerade für Frauen nicht nur Chancen, sondern auch Gefahren von neuer Ausbeutung z.B. als Billiglohn-Reserve für Firmen aus Industriestaaten oder durch Zwang zur Migration in die Sexindustrie anderer Staaten.
Das prall gefüllte Programm der Tagung hat gezeigt, dass Gender in fast allen Politikfeldern und in den gesellschaftlichen Diskursen der untersuchten Länder auf der Agenda steht. Es werden, zunehmend auch unter dem Druck internationaler Organisationen und Netzwerke, Konzepte für eine geschlechtergerechte Gesellschaft entwickelt und diskutiert. In der gelebten Praxis spiegeln sich diese Diskurse aber bisher noch kaum wieder, da zähe institutionelle Strukturen einen schnellen Wandel verhindern. Durch Erziehung und normative gesellschaftliche Erwartungen erzeugte konservative Rollenmodelle sind sowohl in Japan als auch in den anderen asiatischen Staaten weiterhin wirkungsmächtig. In der Betrachtung darf aber Segregation nicht mit Diskriminierung gleichgesetzt werden, andere Gesellschaftsmodelle müssen sorgfältig analysiert werden. Die Tagungsbeiträge haben hierzu wertvolle Einblicke gegeben und eine vergleichende Perspektive eröffnet.