Jahrestagung 2016
Mobility and the City of the Future
18.–20. November 2016
Universität Duisburg-Essen, Institut für Ostasienwissenschaften
Die (englischsprachige) Tagung wird eine der großen Fragen aufnehmen, deren Beantwortung das Leben der Menschheit schon in naher Zukunft maßgeblich mitprägen und vielleicht verändern wird – in Japan wie in Deutschland und anderswo: Wie leben die Menschen im städtischen Raum miteinander, wie bewegen sie sich zur Arbeit, wie pflegen sie das soziale Miteinander, wie und wo kaufen sie ein? All das steht mit der Frage der Mobilität im Zusammenhang. Die technischen Möglichkeiten von Mobilität, aber auch die Nachfrage nach bestimmten Mobilitätsformen prägen dieses Miteinander also ganz maßgeblich. Dabei zeichnet sich ab, dass herkömmliche Formen der räumlichen Mobilität, etwa der PKW-Individualverkehr in großstädtischen Räumen wie in Tokyo, an ihre Grenzen stoßen oder schon längst gestoßen sind. Gleichzeitig entstehen neue Optionen, etwa beim automatisierten Individualverkehr.
Wir wollen die bestehende Diskussion, die im deutsch-japanischen Kontext oft um eher enge technikbezogene Fragen kreist, etwa darum, welche Firmen neue Antriebskonzepte entwickeln, dabei um zwei Aspekte bereichern. Erstens bezüglich der gesellschaftlichen Einbettung. Veränderungen von Mobilitätsoptionen können offenbar starke Auswirkungen auf das Zusammenwirken in der Wirtschaft und das Zusammenleben in der Gesellschaft haben. Gleichzeitig wirken gesellschaftliche Vorstellungen, Erwartungen und Wünsche auch auf die Entwicklung der Mobilität ein. Beides spielt gerade im städtischen Raum mit seinen besonderen Beschränkungen und Verdichtungen eine große Rolle. Japanische Überlegungen zur Smart City der Zukunft gehen deshalb weit über die Diskussion technischer Lösungen hinaus. Auf der jüngsten Tokyo Motor Show Oktober/November 2015 war von daher ein besonders herausgestelltes Themenprojekt „Smart Mobility City“ mit diversen Einzelveranstaltungen. Das Engagement von Toyota nimmt z. B. seit Jahren zunehmend über Autos hinausreichende Märkte ins Visier, etwa in der Robotik oder durch Toyota Homes.
Ein zweiter, unseres Erachtens nach im Dialog vernachlässigter Themenkreis betrifft gesellschaftliche, kulturell eingefärbte und letztlich auch individuelle Vorstellungen zu zukünftigen Mobilitätslösungen im städtischen Raum. Dabei geht es um Perzeptionen, Leitbilder, Hoffnungen und Ängste, die auch wieder technische Lösungen und Umsetzungen mitprägen. Hier drängen sich insbesondere kulturwissenschaftliche Bezüge auf. Akteure können ein Interesse daran haben und versuchen, gesellschaftliche Vorstellungen auch ganz bewusst in bestimmte Richtungen aufzuladen. Auch von daher ist die Selbstreflexion von zukünftiger Mobilität im öffentlichen Raum von besonderem Interesse. Konzepte der Regierung wie „Cool Choice“ spielen hier ebenfalls eine Rolle.
Die angesprochenen Fragen betreffen vielfach nicht nur den städtischen Raum. Da hier die Probleme aber besonders verdichtet anfallen und ein stetig wachsender Teil der Bevölkerung (in Japan mehr als 80%; weltweit bereits mehr als 50%) in Städten lebt, wird der Fokus auf die Stadt der Zukunft gesetzt. Gleichfalls werden auch WissenschaftlerInnen über die Sozialwissenschaften hinaus in die Diskussion einbezogen.